Systemische Haltung
Wichtige Grundprinzipien der systemischen Psychologie
System statt Individuum
Die systemische Psychologie basiert auf einer rationalen Grundhaltung, ohne viel „fühlsch mi, gspührsch mi“. Sie sieht den Menschen als Teil eines sozialen Systems, bspw. einer Familie, eines Freundeskreises oder eines Arbeitsteams. In diesen Systemen möchten wir etwas bewirken und von anderen wahrgenommen werden. Gleichzeitig sieht sie den Menschen selbst als System, bei dem biologische, psychologische und soziale Kräfte wirken.
Konstruktivismus und Leben als Erzählung
Unsere Welt ist so komplex, dass wir niemals alles aufnehmen können. Stattdessen nehmen wir Teile davon wahr und bilden unsere eigenen Erklärungssysteme. Mehrdeutige Dinge interpretieren wir anhand dieser Konstrukte – und in unserer Welt ist nahezu alles mehrdeutig. Eigentlich erzählen wir uns also ständig Geschichten, über uns selbst und über die Welt, in der wir leben. Aber Geschichten können umgeschrieben werden oder Wendungen nehmen.
Zirkularität statt Kausalität
Kausale Zusammenhänge sind ein Erklärungsmuster, das wir alle gerne nutzen. Es gibt uns Sicherheit, alltägliche Gegebenheiten in Ursache und Wirkung zu unterteilen. Das macht Dinge vorhersehbar, oder zumindest meinen wir das. Eigentlich ist unsere Welt aber wesentlich komplexer, so auch unsere sozialen Systeme und Beziehungen. Sie funktionieren immer wechselwirkend, also zirkulär und eben nicht kausal. Einfach ausgedrückt, beeinflussen sich Personen immer gegenseitig.
Ressourcen- und Lösungs-Orientierung
Unser Leben ist eine ständige Entwicklung, bei der wir an uns gestellte Herausforderungen meistern müssen. Dabei können wir auf Hindernisse treffen, die problematisch sein können. Natürlich ist es wichtig, diese Probleme zu verstehen. Mindestens genauso wichtig ist aber, eine Lösung dafür zu finden. Hierfür brauchen wir Zugriff auf unsere eigenen Ressourcen und müssen uns auch mal neue Fähigkeiten aneignen.
Zwei Experten
In der Zusammenarbeit mit einem systemischen Psychotherapeuten gibt es immer zwei Experten: Der Therapeut ist der Experte für die Gesprächsführung, der Klient für sein Leben. Die Aufgaben des Psychologen sind viele Fragen zu stellen, beim Zuhören der Antworten mögliche Zusammenhänge zu erkennen und diese als Hypothesen anzubieten. Welche Hypothesen zutreffen, entscheidet dann der Klient – als Experte für sein Leben.

«Wir können nicht verhindern, was automatisch passiert. Aber wir können lernen, damit umzugehen.»
Gunther Schmidt